Sonja Cordes-Schmid
Kinesiologie im Hochschwarzwald
Integration von Reflexen und deren Reaktionen
Diese Balance ist ein Teil der weitgefächerten Edukinästhetik bzw. der Entwicklungskinesiologie, welche von Renate Wennekes und Angelika Stiller entwickelt wurde.
Die Ausgangsthese für die Arbeit an den Reflexen, (die hauptsächlich aber nicht nur) für Kinder mit Lernschwierigkeiten steht, lautet:
Die Integration frühkindlicher Reflexe ist mitentscheidend für Erfolg und Misserfolg beim Lernen und Verhalten in Schule, Familie und Beruf.
Reflexe dienen der Schutzfunktion und regulieren die Haltung des Körpers und Spannung der Muskulatur. Sie werden schon in der Schwangerschaft gebildet, unterstützen die Geburt und sichern danach das Überleben.
Die frühkindlichen Reflexe, vom Hirnstamm ausgehend, gelten dabei aber als zeitlich begrenzt, d.h. in einem optimalen Entwicklungsverlauf werden sie auf höhere Hirnebenen integriert.
Reflexe sind also dynamisch und sie bauen aufeinander auf. Dabei können sie aber nur integriert bzw. abgebaut werden, wenn sie ausgelöst oder besser noch, durchlebt werden konnten.
Alles Lernen findet im Gehirn statt. Über die Sinne wird die Lerninformation aufgenommen. Das Reflexsystem wirkt dabei auf die Informationsverarbeitung ein und steuert z.T. die darauf folgende Reaktion:
Lernen heißt dabei immer: Aufnahme, Information
und Reaktion.
"Mit den Reflexen kommen
wir ins Leben!"
Renate Wennekes
Dies geschieht oft auf natürliche Art durch die Bewegungsabfolgen im Spiel der Kinder. So werden im klassischen Kinderspiel oftmals Reflexmuster aufgegriffen und nachgespielt. In fast allen Kinderspielen finden sich gesundende Bewegungsabfolgen wieder. Es ist erstaunlich, zu beobachten, wie Kinder sich oft genau die Bewegungen raussuchen, die für sie zu ihrer persönlichen Weiterentwicklung notwendig sind.
So kann die Zufuhr von verzerrten sensorischen Signalen eine Reflextätigkeit auslösen, die sonst gehemmt bleiben würde. Verzerrte Empfindungen und unangemessene Reaktionen können sich entsprechend dann als Verhaltensauffälligkeit darstellen, wie aufbrausendes Verhalten, geringe Toleranzfrustration, etc.
Wird eine Ausreifung und Hemmung von Reflexen bzw. deren Integration angestrebt, ist es wichtig, dass Kinesiolog*innen dabei nicht behandeln bzw. therapieren. Sie geben allein Informationen weiter, die der Organismus aufnehmen und zur Neuorganisation bisheriger Strukturen aufgreifen kann, d.h. Kinesiolog*innen unterstützen und begleiten Prozesse, die mit Hilfe des Muskeltests oder dem Noticing aufgedeckt werden können.
In diesem Sinne diagnostizieren sie auch nicht, sie schenken entsprechenden Phänomenen ihre Aufmerksamkeit. So kann dem Organismus gespiegelt werden, wo und wie Veränderungen geschehen dürfen.
Bewusst angeleitete Reflexerfahrungen können also hilfreiche Informationen an den Organismus weiter geben, wonach sich dieser dann entsprechend neu ausrichten kann. In diesem Sinne werden integrierte Reflexreaktionen so lange durchgespielt bis der Organismus sie verinnerlicht, wodurch wiederum Wachstum und Entwicklung, d.h. ein Nachreifungsprozess möglich wird.